Gemeinsame Positionierung des KIT–ASB
und der ökumenischen Notfallseelsorge München
Wir nehmen wahr, dass vereinzelt Träger und Verantwortliche der Psychosozialen Notfallversorgung für Betroffene, PSNV-B (KIT und ökum. Notfallseelsorge), ihre Arbeit einstellen.
Sie werden dafür ihre guten und vertretbaren Gründe haben. Wir ökumenische Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger in München orientieren uns zum Schutz unserer Einsatzkräfte ebenso wie zum Schutz der Betroffenen im Einsatz konsequent an den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts (vgl. www.rki.de). Dort lesen wir nicht, dass wir uns an Covid-19 dadurch infizieren, wenn wir Menschen sehen oder sprechen, die SARS-Cov-2-positiv getestet wurden. Wir können erst dann einen anderen Menschen infizieren oder von ihm infiziert werden, wenn wir mit Körperflüssigkeiten von ihm oder ihr in Kontakt kommen. In einer Akutbetreuung, in der wir konsequent 2 Meter Abstand zu anderen Menschen halten, können wir uns also nicht infizieren. Wir stellen fest, dass wir kaum Einsätze fahren, die einen direkten Bezug zu Menschen haben, die an Covid-19 erkrankt sind.
Wir halten es gerade in einer Zeit, in der die konsequente Vereinzelung und Isolierung zu Recht gefordert und durchgesetzt wird, für umso wichtiger, dass wir Menschen nicht sich selbst überlassen, wenn sie durch den plötzlichen, in dieser Weise unerwartet eingetretenen Tod eines anderen Menschen oder ein anderes extrem belastendes Ereignis seelisch erschüttert sind.
Wir meinen, es ist gerade in dieser Zeit umso wichtiger, diesen Menschen durch die konkrete, personale Präsenz nahe zu sein, sie zu stabilisieren und - soweit es geht - sie zu begleiten. So, wie wir das seit nunmehr über 20 Jahren für wichtig halten, ist es dies in der gegenwärtigen Zeit umso wichtiger. Wenn es brennt, ruft die Feuerwehr nicht an und erläutert, wie gelöscht wird - Feuerwehr fährt wie der Rettungsdienst und die Polizei zu den Menschen, wenn es einen Grund dafür gibt. So halten wir es auch weiterhin, denn wir verstehen uns als einen Teil der Gefahrenabwehr.
Bei Beibehaltung des Notfallseelsorge-Angebots insgesamt gilt:
In der jetzigen besonderen Lage ist nachvollziehbar, wenn einzelne Notfallseelsorgerinnen und -seelsorger Einsatzschichten derzeit nicht fahren können. Dafür kann es gute und richtige und wichtige Gründe geben. In solchen Fällen muss eine Vertretung organisiert werden. Es macht keinen Sinn, hier wie anderswo Einsatzkräfte zu verpflichten, in den Einsatz zu gehen.
In diesem Zusammenhang sind wir als Notfallseelsorgende davon überzeugt, dass wir besonders in dieser Zeit eine wichtige gesellschaftliche Ressource darstellen.
Wir sind in Stadt und Landkreis München weiter für Menschen da, die eine psychosoziale Akutbetreuung benötigen. 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche und 365 Tage im Jahr - seit über 20 Jahren.
Wir als eine PSNV-B Einrichtung von vielen in Bayern und Deutschland werden weiterhin nach Kräften dazu beitragen, die psychosozialen Auswirkungen der gegenwärtigen Situation nach Möglichkeit einzugrenzen. Mit dieser Ressource stehen wir zur Verfügung, um im gegenwärtigen Krisenmanagement als ein Aspekt unter vielen anderen Verantwortung zu übernehmen.
München, den 25. März 2020
Dr. Andreas Müller-Cyran, Fachlicher Berater im KIT-München
Peter Zehentner, Leitung KIT-München
Diakon Hermann Saur, Leiter Notfallseelsorge der Erzdiözese München
Diakon Dietmar Frey, Leiter evang. Notfallseelsorge Dekanatsbezirk München
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